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Die Organisation als Scrum Master verändern? Wie Storytelling dabei helfen kann

July 24, 2023

Einen peinlicheren Moment hatte ich noch nie erlebt:

Der Ausbilder Simon Reindl nahm meinen Notizzettel von der Wand, las ihn laut vor, sah mich an und sagte eindringlich:

„You can’t make people do things!“

Danach waren alle Augen der übrigen Scrum-Trainer-Kandidaten auf mich gerichtet. Mein Kopf wurde hochrot und meinen Rücken lief kalter Schweiß herunter. Andy Hiles, der andere Ausbilder, klappte sofort seinen Bewertungsbogen auf und machte eine Notiz.

Diesen Montag im Juni 2019 in London, der Teil meiner Trainerausbildung zum Professional Scrum Trainer war, werde ich nie mehr vergessen.

Rückblickend hatte Simon Reindl natürlich recht und seine Warnung kam für mich zur richtigen Zeit. Als Scrum Master können wir niemanden zwingen, etwas zu tun. Trotzdem stellte mich diese Aussage lange vor ein Dilemma. Als Scrum Master sind wir dafür verantwortlich, dass Scrum im Team eingeführt und umgesetzt wird, gleichzeitig können wir niemanden dazu bewegen, etwas zu tun.

Wie soll das funktionieren?

Dieses Dilemma habe ich lange mit mir herumgetragen und nach Antworten gesucht. Mittlerweile habe ich einige Antworten gefunden und diese auch schon in verschiedenen Artikeln beschrieben. Um der Verantwortung eines Scrum Masters gerecht zu werden und Veränderungen im Unternehmen zu bewirken, hilft es, …

Trotzdem lässt mich die Aussage: „You can’t make people do things!“, nicht los. Versteh mich nicht falsch: Ich gebe Simon Reindl weiterhin recht. Wir können niemanden zwingen, etwas zu tun. Über die letzten Jahre bin ich aber zu der Einsicht gelangt, dass wir Menschen dazu inspirieren können, etwas zu tun.

Professional Scrum Master Training Simon Flossmann

Und dabei hilft dir Storytelling!

Es ist so: Wir alle wissen nur zu gut, dass unsere Emotionen maßgeblich unsere Entscheidungen beeinflussen.

Denke nur daran, als du das letzte Mal ein Erfrischungsgetränk bestellen wolltest und die Entscheidung zwischen Pfirsich- und Zitroneneistee treffen musstest. Wenn du rein logisch denkst, gibt es keinen stichhaltigen Grund, eine Teesorte einer anderen vorzuziehen. Wir verlassen uns auf unsere Vorlieben und unser Verlangen, um die Auswahl einzugrenzen, nicht auf die Logik. In solchen Situationen verlassen wir uns auf unser „Gefühl“. Es ist sogar so, dass wir ohne Emotionen völlig unfähig wären, Entscheidungen zu treffen, wie Wissenschaftler herausgefunden haben.

Was bedeutet das für dich als Scrum Master?

Wie kannst du diese Einsicht nutzen, wenn du deinem Team und dem Unternehmen helfen willst, die Vorteile von Agilität zu nutzen?

Nutze Emotionen.

Emotionen spielen natürlich nicht nur bei der Getränkewahl eine entscheidende Rolle, sondern auch bei Entscheidungen, die im Unternehmen getroffen werden. Sie sind somit der Schlüssel dazu, ob Veränderung passiert oder eben nicht.

Wie kannst du Emotionen wecken?

Durch Geschichten.

Erinnere dich an deinen letzten guten Fernsehabend. Was hast du gefühlt? Hast du gelacht? Hat es dich traurig gestimmt? Warst du gespannt? Hat dich die Geschichte zum Handeln inspiriert?

Geschichten helfen dir, Emotionen zu wecken. Diese Emotionen können helfen, die Menschen zum Handeln zu bringen. Fehlen Emotionen und kann eine Entscheidung nicht rational begründet werden, dann verfallen wir häufig in den Zustand von „Paralyse durch Analyse“. Die Entscheidungsfindung ist gelähmt. Wenn du mit Geschichten Emotionen weckst, kannst du Menschen helfen, vom Analysieren ins Handeln zu kommen. Sie treffen also eine Entscheidung und verändern damit das Unternehmen.

Im Folgenden findest du einige Beispiele von Geschichten, die ich in Trainings, Workshops und Coachings verwende, um Neugierde zu wecken und die Menschen zum Handeln zu bewegen.

Warum entscheiden Outcomes in der Produktentwicklung über Erfolg und nicht nur der Output?

Im Jahr 2015 näherte sich zum ersten Mal eine Raumsonde dem Planeten Pluto.

Die „New Horizons“ flog in nur 12 500 Kilometern an ihm vorbei, um den Planeten unter die Lupe zu nehmen. Für diese Distanz von der Erde von 5 Milliarden Kilometern hatte sie neuneinhalb Jahre gebraucht. Laut der NASA dauerte die Reise etwa eine Minute weniger als beim Start im Januar 2006 vorhergesagt. Noch mal langsam: Das heißt, die Vorhersage der NASA für diese bahnbrechende, fast ein Jahrzehnt lange Reise traf zu 99,99998 Prozent genau ein! Die Astrophysik ist ein Gebiet, auf dem es extrem präzise zugeht. Denn die Unwägbarkeiten menschlichen Verhaltens und menschlicher Emotionen spielen im Weltraum keine Rolle. Im luftleeren Raum existieren sie einfach nicht!

Das steht in einem krassen Gegensatz zur Produktentwicklung eines Konsumentenprodukts auf der Erde. Was entscheidet hier über Erfolg und Misserfolg?

Was können wir vom Kobra-Effekt über den Zusammenhang zwischen Messungen, Verhalten und Zielen lernen?

Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft, herrschte in Indien eine Schlangenplage.

Da die britischen Kolonialherren sich vor Schlangen fürchteten, setzten sie ein Kopfgeld auf die Kobras aus. Damit beabsichtigten sie, die Anzahl der Schlangen zu reduzieren. Daraufhin fingen findige Inder an, Kobras zu züchten, um sie anschließend zu töten und das Kopfgeld zu kassieren. Als die Masche aufflog, wurde die Prämie aufgehoben. Die Züchter ließen alle Schlangen frei und die Plage wurde noch schlimmer.

Welcher Zusammenhang besteht in der Geschichte zwischen Messungen, Verhalten und Zielen von Kolonialherren und Schlangenzüchtern?

Was ist die entscheidende Zutat für agile Führung?

Ein Mann kam mit seinem kleinen Sohn zu Gandhi und beklagte sich, dass dieser zu viel Zucker esse. Der Mann bat Gandhi um Rat. Gandhi dachte einen Moment nach und sagte dann:

„Gehen Sie weg und kommen Sie in drei Tagen wieder.“

Der Mann tat, wie ihm gesagt wurde, und kam drei Tage später zurück. Nun sagte Gandhi zu dem Jungen: „Du musst aufhören, so viel Zucker zu essen.“ Der Vater des Jungen fragte verblüfft: „Warum hast du drei Tage gebraucht, um das zu sagen?“ Gandhi antwortete: „Zuerst musste ich aufhören, Zucker zu essen.“

Was können wir von Gandhi über Führung lernen?

Wenn du als Scrum Master auf der Suche nach neuen Wegen bist, um dein Team und deine Organisation zu verändern, dann hoffe ich, dass du Inspiration im Storytelling findest!

Kennst  du weitere Geschichten, die als Inspiration dienen können? Dann schreibe sie in die Kommentare!

 


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