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Ohne diese 3 Prinzipien kann Selbstmanagement nicht gelingen – und das Scrum Team stürzt ins Chaos

May 1, 2025

Ein Kreisverkehr ist ein Beispiel für einen Mythos über Selbstmanagement.

Es zeigt, dass Selbstmanagement nicht ohne Rahmenbedingungen funktioniert, was viele fälschlicherweise annehmen. Selbstmanagement braucht gewisse Rahmenbedingungen, wenn auch nur wenige. Ohne diese wäre es nur Chaos. Stell dir nur einen Kreisverkehr vor, in dem die Vorfahrt nicht geregelt ist.

Damit Selbstmanagement in einem Scrum Team funktionieren kann, braucht es drei Zutaten. Da sie unterschiedlich stark ausgeprägt sein müssen, will ich sie lieber als Prinzipien bezeichnen.

Beginnen wir mit dem ersten:

Prinzip #1: Gemeinsame Ziele

Damit ein Team ein Team ist, braucht es ein gemeinsames Ziel.

Ich kann das nicht oft genug wiederholen: Erst ein gemeinsames Ziel macht aus einer Gruppe ein Team. Das gemeinsame Ziel hilft dem Team, auf ein Ergebnis hinzuarbeiten und dabei seine Arbeit selbst einzuteilen. Es gibt den Teammitgliedern somit die Richtung vor und ermöglicht auch, ein Maß für den Fortschritt zu haben. Es ist somit ein Gradmesser für den Erfolg.

Das Scrum Rahmenwerk gibt hier zwei Arten von Zielen vor:

  • Das Produktziel ist ein langfristiges Ziel. Es soll aufzeigen, wie mit dem Produkt die Strategie des Unternehmens realisiert werden kann. Dazu schlägt es eine Brücke zwischen Kundenbedürfnissen und dem Wert für das Unternehmen.
  • Das Sprintziel ist ein kurzfristiges Ziel. Der Zeithorizont liegt bei maximal einem Monat. Es erleichtert den Mitgliedern des Teams zu entscheiden, woran sie heute arbeiten sollten. Und was nach dem Sprint für die Nutzer des Produkts möglich sein soll.

Nachdem das Team seine Richtung kennt, widmen wir uns dem Einflussbereich:

Prinzip #2: Klare Grenzen

Selbstmanagement ist nicht grenzenlos.

Sonst wäre das Risiko für das Unternehmen unkalkulierbar. Was meine ich damit?

Ich habe vor Kurzem mit meiner kleinen Nichte und meinem Neffen Mensch ärgere dich nicht gespielt.

Mein Neffe hat nach jedem Wurf einfach nochmal gewürfelt, wenn ihm die Augenzahl nicht passte, ohne dass meine Nichte an die Reihe kam. Irgendwann verlor meine Nichte die Lust am Spiel und sagte: „Wenn du deine eigenen Regeln machst, dann spiele ich nicht mehr mit.“ Sie stand auf und ging.

Die Lektion daraus?

Gleiches gilt für die Produktentwicklung. Es gibt Spielregeln, an die sich das Team halten muss, sonst darf es nicht mehr mitspielen im Unternehmenskontext.

Ich denke, die beiden wichtigsten Regeln, damit Selbstmanagement nicht grenzenlos ist und es somit für das Unternehmen „sicher“ ist, Selbstmanagement zuzulassen, sind:

  • Timeboxes: Der fest vorgegebene zeitliche Rahmen, wie lange das Team für einen Sprint oder für ein Meeting Zeit hat, hilft dem Team, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und beschränkt die Kosten für das Unternehmen.
  • Definition of Done: Ich sehe die Definition of Done als Vertrag zwischen Scrum Team, Unternehmen und Kunden an, was Qualitätsstandards und Vollständigkeit einer Lieferung angeht.

Lass uns noch die dritte Zutat hinzufügen:

Prinzip #3: Transparente Verantwortlichkeiten

Welches Ziel verfolgen wir mit Selbstmanagement?

Selbstmanagement soll dem Scrum Team ermöglichen, besser zusammenzuarbeiten.

Besser im Sinne von: Das Produkt erfüllt die Erwartungen der Kunden. Die Teammitglieder sind motivierter. Entscheidungen werden schneller getroffen. Und die Mitglieder übernehmen Verantwortung für die Ergebnisse.

Die Scrum Verantwortlichkeiten regeln somit die Entscheidungsgewalt im Team. Sie klären für das Team und die Stakeholder, wer was wann entscheidet.

  • Der Product-Owner entscheidet, was Teil des Produkts sein soll und was nicht.
  • Die Entwickler entscheiden, wie die Arbeit umgesetzt werden soll.
  • Der Scrum Master entscheidet, wie die Nutzung von Scrum effektiver gestaltet werden kann.

Für mich stellen die Verantwortlichkeiten im Scrum Rahmenwerk deshalb weniger Stellenbeschreibungen dar, sondern dienen vielmehr als Grundlage für Working-Agreements.

Mir geht es hierbei um die „Grundlage“ oder den Startpunkt. Denn eine Frage bleibt noch:

Wie entwickeln sich Scrum Teams weiter?

Nicht, indem einzelne Mitglieder des Teams ihre eigenen Regeln machen. So wie es mein Neffe versuchte. Sondern, indem sie langsam ihren Einflussbereich erweitern. Also die Grenzen dessen, was sie managen, in Abstimmung mit dem Unternehmen ausdehnen.

Wie kannst du den aktuellen Einflussbereich sichtbar machen? Hierfür nutze ich immer den „Cycle of Influence“ nach Stephen R. Covey.

Damit lässt sich die aktuelle Grenze des Selbstmanagements sichtbar machen und aufzeigen, was (noch) außerhalb des Einflussbereichs des Teams liegt.

Und die Aufgabe des Scrum Masters ist eben nicht, so wie ich es häufig höre, „sich überflüssig zu machen“, sondern, dem Team zu helfen, seine Arbeitsprozesse aktiv mitzugestalten. Was auch bedeutet, dass Prozessschritte, die noch außerhalb des Einflussbereichs des Teams liegen, in den Einflussbereich gerückt werden.

Dies dient der Förderung von Eigenverantwortung, Kreativität und Innovation im Scrum Team.

Bist du bereit, dein Team dabei zu unterstützen? Willst du den nächsten Schritt in deiner Karriere als Scrum Master gehen?

Dann empfehle ich dir den Besuch der „Professional Scrum Master – Advanced“-Schulung. Dort geben dir Marc Kaufmann und ich viele weitere Werkzeuge an die Hand, mit denen du dein Team unterstützen kannst, mehr und mehr seine Arbeit selbst zu managen.


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