Welches Adjektiv beschreibt Online-Meetings am besten?
Mit Abstand am häufigsten höre ich „ermüdend“. Kommt dir das bekannt vor?
Als gute Trainer, Facilitatoren oder Moderatoren können wir uns damit nicht zufriedengeben.
Im Folgenden möchte ich dir fünf Probleme vorstellen, die dazu führen, dass Workshops, Trainings und Meetings als langweilig und anstrengend wahrgenommen werden. Natürlich gebe ich dir auch fünf Werkzeuge aus meinem „Training from the Back of the Room“-Werkzeugkasten an die Hand, mit denen du sie lösen kannst.
Los geht’s:
Problem 1: Das Stuhlkreis-Problem – Wie du den Gesprächseinstieg erleichterst
Jeder, der Online-Diskussionen moderiert, kennt dieses Problem.
Ich nenne es das Stuhlkreis-Problem. Du kennst es bestimmt auch. Es tritt immer dann auf, wenn der Workshop beginnt und sich die Teilnehmenden in der Vorstellungsrunde fragen, wer als Nächstes spricht. In Präsenz-Workshops existiert diese Frage nicht. Dort regelt – unbewusst – die Position der Stühle diese Frage.
In Online-Besprechungen braucht es deshalb eine Alternative zum Stuhlkreis.
Ich nenne sie „virtuelles Ballwerfen“. Es geht so:
- Bitte die Personen im Workshop, einen Ball oder ein Stofftier zur Hand zu nehmen.
- Dann erkläre den Teilnehmenden, dass du gleich deinen Ball hochhalten wirst und wer als Nächstes sprechen möchte, soll sich bereitmachen, ihn zu fangen. Das Zeigen der Hände symbolisiert hierbei die Bereitschaft, deinen Ball zu fangen.
- Wenn sich die erste Person meldet, „wirfst“ du den Ball zu ihr und sagst dabei ihren Namen.
- Nachdem sie gesprochen hat, nimmt die Person ihren Ball zur Hand und passt ihn zur nächsten Person, die durch Zeigen ihrer Hände symbolisiert, dass sie als Nächstes dran sein will.
- Der virtuelle Redeball wird so lange weitergepasst, bis alle an der Reihe waren oder sich niemand mehr meldet.
Noch ein kleiner Tipp:
Nutze das virtuelle Ballwerfen nicht nur für Vorstellungsrunden. In der Mitte eines Workshops sorgt der der erste Schritt für viel Gelächter und Bewegung. Aus meiner Erfahrung hat nämlich niemand ein Stofftier oder einen Ball am Schreibtisch, sondern muss erst ins Kinderzimmer gehen und eines holen.
Virtuelles Ballwerfen erleichtert auf spielerische Art den Einstieg ins Gespräch. Aber was, wenn alle durcheinander sprechen?
Problem 2: Wenn alle gleichzeitig sprechen – Eine Regel einführen, die Chaos verhindert
Wir kennen die Regel noch aus der Schulzeit:
Wer sprechen will, muss sich melden. In Online-Meetings scheinen wir diese Regel oft vergessen zu haben. Das führt dazu, dass wir nicht an die Reihe kommen oder den Sprecher unterbrechen müssen.
Eine lustige Möglichkeit, diese Regel aus der Schulzeit wieder ins Gedächtnis der Teilnehmenden zu rufen, ist der „Pen-pop-up“.
Der funktioniert so:
- Bitte jede Person im Workshop, einen Stift zu suchen. Gib dafür einen Moment Zeit.
- Nun erkläre den Teilnehmenden, dass sie mit dem Stift vor der Kamera winken oder ihn hochhalten sollen, wenn sie etwas sagen wollen.
Das Hochhalten des Stifts ermöglicht auf natürliche Weise eine Gesprächsreihenfolge. Zum einen sieht der Sprecher, dass auch jemand anderes etwas beitragen möchte. Zum anderen müssen die Personen im Meeting den Sprecher nicht unnötig unterbrechen, nur um sich bemerkbar zu machen.
Warum nicht einfach die Hand hochhalten?
Geht auch. Ist allerdings weniger persönlich. Wenn du beispielsweise den Stift durch das liebste Stofftier oder die Lieblingskaffeetasse ersetzt, werden die Diskussionen auf einfache Weise persönlicher, da sie etwas über den Sprecher verraten.
Ich möchte noch einmal auf das Problem mit dem Unterbrechen von Rednern zurückkommen:
Problem 3: Regungslose Gesichter – So gewinnst du aktive Reaktionen der Teilnehmenden
Welche Alternativen gibt es zu „Pen-pop-ups“?
Aus meiner Sicht sind hier keine Grenzen gesetzt. Bei längeren Workshops oder wenn ich in einem Team regelmäßig Online-Meetings habe, nutze ich den Anfang eines Termins, um Regeln zur Zusammenarbeit festzuhalten.
Dazu bitte ich jede Person im Team, Klebezettel zur Hand zu nehmen, und wir erstellen gemeinsam einige Wortmeldungskarten.
Hier einige Beispiele:
- Super: Gefällt mir.
- Pause: Die Session ist zu lang, ich brauche eine Pause.
- Gleich wieder da: Es hat an der Tür geklingelt.
- Komm auf den Punkt: Jemand redet bereits zu lange oder kommt nicht auf den Punkt.
- Applaus: Tolle Leistung. Feiere ich.
- Ich höre dich nicht! Bist du noch auf Stumm gestellt oder streikt die Technik?
Die Wortmeldungskarten können beschrieben oder die Notiz nur mit einem Symbol versehen werden. Im Meeting können die Teilnehmenden diese dann in die Kamera halten, wenn sie auf einen Sprecher reagieren wollen.
Problem 4: Stille Teilnehmende einbeziehen – Ein Trick, um wirklich alle zu beteiligen
Bisher hatten alle Werkzeuge mit dem Gespräch zu tun.
Sie regeln die Reihenfolge der Beiträge in einem Gespräch. Aber wie können wir alle gleichzeitig beteiligen? Dazu verrate ich dir gleich einen Trick. Bevor ich zum Trick komme – welches Problem lösen wir damit? Jeder muss sich beteiligen. Online-Meetings machen es Einzelnen leichter, sich nicht zu beteiligen. Online-Meetings führen aber auch leichter dazu, dass Einzelne vergessen werden.
Der Trick heißt „Chat-Fall“. Also eine Kombination aus der Chat-Funktion und einem Wasserfall.
Hier die Schritte im Detail:
- Erkläre den Teilnehmenden, dass du ihnen eine Frage stellen wirst und sie ihre Antwort in die Chat-Funktion eingeben sollen.
- Erkläre ihnen weiter, dass sie ihre Antwort erst dann abschicken dürfen, wenn du bis drei gezählt hast.
- Nun gib den Personen im Meeting genug Zeit, ihre Antwort zu tippen, und zähle dann laut bis drei.
Als Ergebnis entsteht ein „Wasserfall“ von Antworten.
Bonus-Schritt: Ich bitte die Teilnehmenden, nachdem sie ihre Antwort verfasst haben, darum, ihre beiden Hände in die Kamera zu heben. Dies sorgt zum einen dafür, dass ich einen Überblick habe, wer fertig ist und wer noch schreibt. Zum anderen erhöht es den Druck auf die anderen etwas, mit dem Schreiben zeitig fertig zu werden.
Nun zum letzten Problem für heute:
Problem 5: Fehlendes Feedback – Der schnellste Weg, um Rückmeldungen zu erhalten
Lass mich dir etwas verraten:
Egal ob in Workshops, Meetings oder Trainings – als Moderator höre ich immer in alle Gespräche rein. Ich mache das im Vorbeigehen. Es gibt mir wertvolles Feedback.
Ich lausche also.
Was in Präsenz für mich normal ist, ist in Online-Workshops meist nicht möglich. Deshalb nutze ich hier einen anderen Weg, um schnell Feedback zu erhalten.
Dazu wechsle ich in Zoom in die Galerieansicht, damit ich jeden sehen kann. Dann halte ich vorbereitete Symbolkarten in die Kamera und erkläre, was darauf zu sehen ist und welche Bedeutung sie haben:
- Glühbirne = Aha-Moment erlebt oder neue Idee bekommen
- Herz = Wohlgefühlt, verbunden gefühlt oder bewegt
- Schraubenschlüssel = Neues Werkzeug kennengelernt, bin bereit für die Umsetzung
- Gehirn = Habe noch einen Gedanken oder eine Frage, die mich beschäftigt
Nun bitte ich die Personen im Meeting um ein kurzes Feedback, indem sie das Symbol, das ihnen im Moment am meisten zusagt, auf einen Zettel zeichnen und in die Kamera halten.
Natürlich kannst du diese Symbolkarten beliebig erweitern und abändern. Oder du kannst die Teilnehmer bitten, ihre Stimmung als Emoji zu visualisieren:
Planst du gerade einen Workshop oder eine Schulung und suchst nach weiteren Hilfestellung?
Dann habe ich etwas für dich:
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