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3 Schritte für Scrum Master, wie du ins Coaching startest – auch ohne 30-tägige Coaching-Ausbildung für 7500 €

November 24, 2025

Wie mit dem Coaching anfangen?

Indem du dir die Erlaubnis gibst, es zu versuchen. Scrum Mastern wird häufig weisgemacht, dass Coaching nur mit teurer Coaching-Ausbildung und vielen Jahren Erfahrung möglich sei. Und wahrscheinlich ist das zur vollkommenen Meisterschaft auch nötig. Aber um Coaching-Skills zu nutzen und deinem Team zu helfen, wenn es feststeckt, brauchst du das nicht.

Hier ist viel wichtiger, dass du anfängst, erste Erfahrungen zu sammeln. Wenn du heute damit loslegen willst, dann ist dieser Artikel für dich.

Schritt #1: Deine innere Haltung entscheidet

Haltung ist ein schwieriger Begriff.

Anstatt ihn deshalb zu definieren, lass ihn uns erlebbar machen. Stell dir für einen Moment vor, du sitzt am Gate im Flughafen. Was kann jetzt alles schieflaufen?

Mir fällt einiges ein:

  • Der Flug verspätet sich.
  • Das Gepäck geht verloren.
  • Ich komme nicht durch die Passkontrolle.

Hand aufs Herz: Wenn du meine Sorgen liest, hast du noch Lust, ins Flugzeug zu steigen?

Jetzt betrachten wir die Situation aus einem anderen Blickwinkel. Denke an deine schönste Urlaubsreise.

  • Wo warst du?
  • Was hast du erlebt?
  • Wie hast du dich dabei gefühlt?

Nun frage ich dich abermals: Hast du jetzt Lust, in den Flieger zu steigen?

Was schließen wir daraus? Es handelt sich jeweils um die gleiche Situation am Flughafen. Allerdings sehen wir sie in unterschiedlichem Licht. Einmal sehen wir sie negativ und einmal positiv. Das verbirgt sich hinter Haltung. Haltung beschreibt, wie wir auf die Dinge blicken. Ob Scrum Event, Gespräch oder Meeting – wenn wir mit Angst, Frust oder Widerstand hineingehen, hat das Einfluss auf unser Gegenüber und den Verlauf.

Deine innere Haltung entscheidet mit.

Möchtest du als Scrum Master dein Team coachen? Dann beginne mit deiner eigenen Haltung.

  • Das Daily Scrum dauert bereits 25 Minuten.
  • Zum Sprint-Review sind keine Stakeholder erschienen.
  • Zwei Entwickler diskutieren hitzig, wie der Testfall umgesetzt werden soll.
  • Dein Vorgesetzter hat die Retrospektive abgesagt.

Wie am Flughafen: Verharre in diesen Situationen jetzt nicht beim Problem, sondern öffne den Raum für eine bessere Zukunft.

Im Coaching nennen wir diese Haltung: „Fokus auf die bessere Zukunft“. Anstatt die Probleme endlos zu analysieren, richten wir unseren Blick auf das, was erreicht werden soll. Eine klare Vorstellung vom Ziel wirkt für unser Team wie ein Magnet und beeinflusst Denken, Fühlen und Handeln positiv.

Hast du’s verinnerlicht? Dann lass mich dir verraten, wie du den Raum öffnen kannst. Was uns zum nächsten Tipp bringt.

Schritt #2: Fragen – so hilfst du, ohne zu belehren

Betrachten wir nochmals eines der Beispiele von oben:

Zum Sprint-Review sind keine Stakeholder erschienen.

Dies ist ein komplexes Problem. Wir kennen nicht alle Faktoren, die dazu geführt haben. Viele Faktoren könnten eine Rolle spielen. Wurden die richtigen Stakeholder eingeladen? Findet der Termin zu einer passenden Zeit statt? Ist das Sprint-Review relevant für die Arbeit der Stakeholder?

Wenn es zudem schwierig ist, mögliche Faktoren isoliert voneinander zu betrachten, dann ist es besser, unseren Fokus auf das zu lenken, was wir haben wollen.

Wie können wir das erreichen?

Hierbei hilft uns das „Dialogic Orientation Quadrants“-Modell von Haesun Moon. Lass es mich dir im Detail erklären. Betrachten wir hierzu zwei Dimensionen, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten können:

  • Wir können die Aufmerksamkeit in die Vergangenheit, in die Gegenwart oder in die Zukunft richten.
  • Wir können unsere Aufmerksamkeit auf etwas Erfreuliches oder auf etwas Unerfreuliches richten.

Dann spannen diese beiden Dimensionen vier Quadranten auf:

  • Unten links: Negative Vergangenheit, Schwierigkeiten, die dich geprägt haben
  • Unten rechts: Die bedrohliche Zukunft
  • Oben links: Vergangene Erfolgserlebnisse, Erfahrungen, aus denen wir schöpfen können
  • Oben rechts: Die erwünschte Zukunft

Nochmal zurück zu unserem Beispiel vom Sprint-Review. Anstatt im Problem zu verharren (unten), wollen wir die Aufmerksamkeit auf die erwünschte Zukunft richten. Also oben rechts. Dies gelingt uns, indem wir fragen. Klingt trivial. Aber die richtigen Fragen helfen uns, die Aufmerksamkeit zu lenken – und zwar auf das, was erwünscht ist.

Hier einige Beispiele:

  • Wozu wollen wir Stakeholder im Sprint-Review haben?
  • Welche Möglichkeiten haben wir, dieses Ziel zu erreichen?
  • Was wäre ein erster Schritt, diesem Ziel näher zu kommen?

Lass uns nochmal die ersten beiden Schritte Revue passieren:

Du beginnst mit Coaching, indem du dich auf die bessere Zukunft konzentrierst. Alles beginnt mit deiner Haltung. Konkret gelingt dir das, indem du deine Aufmerksamkeit und die deines Teams mit Fragen lenkst.

Und jetzt?

Schritt #3: Zuhören – warum Schweigen oft die beste Antwort ist

Höre zu.

Zuhören ist eines dieser Dinge, die so einfach sind, dass sie kompliziert sind.

Aber indem du nur zuhörst, hältst du den Raum offen, den du mit deiner Frage geöffnet hast. Damit bleibt die Aufmerksamkeit auf der erwünschten Zukunft.

Jetzt stellst du dir vielleicht zwei Fragen:

  • Wie schaffe ich es, einfach nur zuzuhören?
  • Wie helfe ich dem Team, die Aufmerksamkeit in der erwünschten Zukunft zu halten?

Lass mich die erste Frage mit 5 Tipps beantworten:

  1. Bleibe bei Gesprächspausen ruhig. Schweigen muss nicht gefüllt werden. Pausen geben den Teammitgliedern Raum zum Nachdenken und vertiefen oft das Gespräch.
  2. Bestätige mit Nicken. Nonverbale Signale wie Nicken oder ein zustimmendes „Mhm“ zeigen deinem Team, dass du aufmerksam bist, ohne den Gesprächsfluss zu unterbrechen.
  3. Bestätige, dass du zuhörst. Zeige durch kleine verbale Rückmeldungen wie: „Ich verstehe“, oder: „Okay“, dass du präsent bist – ohne sofort zu bewerten.
  4. Sei geduldig, bevor du eine Rückmeldung gibst. Warte mit deiner Reaktion, bis dein Gegenüber wirklich fertig ist. Oft kommen die wichtigsten Gedanken erst am Ende des Gesagten.
  5. Fasse zusammen. Wiederhole zum Abschluss die wichtigsten Punkte. Das hilft, Klarheit zu schaffen, und zeigt, dass du aufmerksam zugehört hast.

Wenn du erfahren willst, wie ich „zuhören“ lernen durfte, dann lies gerne meinen Artikel „Warum aktives Zuhören kein Soft-Skill, sondern ein Hard-Skill ist (und wie Scrum Master diese wichtige Fähigkeit erlernen können)“.

Nun noch zur zweiten Frage:

Wie kannst du deinem Team helfen, die Aufmerksamkeit in der erwünschten Zukunft zu halten?

Die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was sein soll, ist für viele ungewohnt. Deshalb ist es nur natürlich, dass die Mitglieder deines Teams wieder in alte Muster verfallen und das Problem diskutieren. Sie fragen sich, was diesmal schieflief, was das größte Problem war oder warum es bei ihnen einfach nicht klappt.

Wirf nochmal einen Blick auf das Modell von Haesun Moon. In welchem Quadranten sind wir jetzt? Genau: links unten. Dein Team spricht über schlechte Erfahrungen. Das ist menschlich, aber selten hilfreich.

Und das Beste zum Schluss: Das „Dialogic Orientation Quadrants“-Modell hilft dir nicht nur zu erkennen, wohin das Gespräch abgebogen ist, sondern es gibt dir auch Hilfestellung, wie du die Aufmerksamkeit neu ausrichten kannst. Du hast es bestimmt schon erraten.

Indem du Fragen stellst.

Hilf dem Team aus dem Jammertal der Vergangenheit, indem du fragst:

  • Wie kommt’s, dass es nicht noch schlimmer ist?
  • Was könnte an diesem Problem auch gut sein?
  • Wozu könnte das gut sein?

Bevor wir für heute zum Ende kommen: Lass uns kurz einmal innehalten und zurückblicken, was gerade passiert ist.

  1. Haltung einnehmen.
  2. Mit Fragen Aufmerksamkeit lenken.
  3. Aktiv zuhören.
  4. Mit Fragen Aufmerksamkeit lenken.
  5. ...

Erkennst du das Muster? Beginne das Coaching mit den ersten drei Schritten und denke immer wieder daran, dass du mit Fragen die Aufmerksamkeit lenken kannst.

Mehr brauchst du am Anfang nicht. Zur Orientierung nimm noch das „Dialogic Orientation Quadrants“-Modell zur Hand und mache deine ersten Gehversuche.

Los geht’s.

Wenn du dabei nicht allein sein willst, dann empfehle ich dir den Besuch unseres „Professional Scrum Master – Advanced“-Trainings.

Neben Unterstützung beim Coaching deines Teams erhältst du im Training mit Marc und mir:

  • das Wissen, wie du die Definition of Done nutzt, um Risiken in der Softwareentwicklung frühzeitig zu erkennen,
  • Strategien, die Product-Ownern in jeder erdenklichen Misslage helfen werden,
  • ein Vorgehen, mit dem du mit jedem Stakeholder Gespräche über Veränderung strukturiert durchführst,
  • Metriken, mit denen du den Erfolg deines Teams quantifizieren kannst,
  • und noch viel mehr.

Scrum on und vielleicht bis bald!


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