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Anleitung für Scrum Master: So bestehst du die PSM-III-Prüfung auf Anhieb

December 22, 2025

Leider gibt es im Netz nur wenige brauchbare Tipps, wie du dich auf die PSM-III-Prüfung vorbereitest.

Woran liegt das? Wahrscheinlich daran, dass nur wenige Scrum Master die Prüfung bisher bestanden haben.

Um genau zu sein: 1262 bisher.

Es gibt gute Gründe, die Prüfung nicht zu absolvieren:

  • Die Kosten. Die Prüfung kostet etwa 450 Euro.
  • Das Zertifikat hilft nicht in jedem Unternehmen, die Karriereleiter hinaufzuklettern.
  • Mit bestandener Prüfung finde ich auch in keinem anderen Unternehmen einen besseren Job.

Auf der anderen Seite höre ich auch:

  • Im Vergleich zum Preis von anderen fortgeschrittenen Scrum-Schulungen ist die Prüfung günstig und ich kann mich im Selbststudium vorbereiten.
  • Nach bestandener Prüfung wurde ich zum Agile Coach im Unternehmen befördert.
  • In Holland und Frankreich wird die Zertifizierung häufiger zum Einstieg verlangt als die PSM-II-Prüfung. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch in Deutschland PSM III vorausgesetzt wird.

Ob eine bestandene Prüfung dich in deiner Karriere unterstützt, musst du selbst entscheiden. Wenn du mit dem Kopf genickt hast, dann will ich dir mit diesem Artikel dabei helfen.

Beginnen wir mit etwas Hintergrundgeschichte:

Ich habe die Prüfung 2018 zum ersten Mal bestanden.

Ja, du hast richtig gelesen.

Ich habe sie zum ersten Mal bestanden. Ich habe sie dann noch weitere Male gemacht. Um Scrum Trainer bei scrum.org zu werden, genügt es nämlich nicht, die Prüfung zu bestehen, sondern man muss sie mit mehr als 95 % bestehen. Und beim ersten Versuch hatte ich nur 85 % erreicht. Insgesamt habe ich mich über drei Jahre intensiv mit dem PSM III beschäftigt. Seit diesem Jahr biete ich mit Marc auch ein PSM-3-Bootcamp an. Dort helfe ich anderen Scrum Mastern, diese Prüfung zu bestehen – nachdem ich zuvor als Mentor mehrere Scrum Master individuell auf die Prüfung vorbereitet habe.

Die letzten acht Jahre haben mir eines vor Augen geführt:

Es gibt drei Arten von Antworten auf die Prüfungsfragen. Jede Art von Antwort sagt etwas über die fachliche Reflektiertheit eines Scrum Masters aus. Deshalb nenne ich sie besser „Stufen“.

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Anleitung zur PSM 3 Prüfung

Hier die Reflektionsstufen im Detail:

  • Der Scrum-Guide-Kenner: Auch liebevoll als die Scrum-Polizei bezeichnet. Diese Scrum Master beantworten die Fragen strikt nach dem Scrum Guide. Und sie kennen dabei jedes Wort und jeden Satz auswendig. Ihre Antworten spiegeln genau das wider. Sie wiederholen im Wortlaut den Scrum Guide.
  • Der Scrum-Veteran: Diese Scrum Master sind schon fünf, zehn oder gar fünfzehn Jahre in Projekten unterwegs. Sie haben auch bereits erlebt, dass Scrum nicht überall so vorzufinden ist, wie im Scrum Guide beschrieben, – und dass es ein endloses Unterfangen sein kann, ein Unternehmen entsprechend zu verändern. Ihre Antworten spiegeln ihre Erfahrung wider. Sie beginnen häufig damit: „Ich würde in dieser Situation als Erstes der Ursache auf den Grund gehen, indem ich …“
  • Der Scrum-Denker: Diese Scrum Master verfügen über die Erfahrung eines Scrum-Veteranen und haben den Scrum Guide präsent wie ein Scrum-Guide-Kenner. Neben ihrem tiefen Verständnis von Scrum und den damit verbundenen Praktiken in der Anwendung schaffen sie es, ihre Gedanken prägnant und auf den Punkt zusammenzufassen. Ihre Antworten spiegeln ihre Reflektiertheit wider und enden immer mit dem Zugang zur empirischen Prozesssteuerung, um die es bei Scrum am Ende des Tages geht.

Warum erzähle ich dir von den Stufen?

Du hast es bestimmt geahnt. Wenn du die Prüfung zum „Professional Scrum Master III“ bestehen willst, musst du wie der Scrum-Denker antworten.

Das kannst du auch in der Beschreibung der Prüfung auf der scrum.org-Seite nachlesen.

  • Die Prüfung erfordert ein sehr hohes Maß an praktischer Erfahrung, die aus realen Situationen und komplexen organisatorischen Kontexten stammt.
  • Sie umfasst eine beträchtliche Anzahl von Freitextfragen (Aufsatzfragen), die ein tiefes Verständnis und die Anwendung von Scrum prüfen und nicht nur theoretisches Wissen erfordern.
  • Jeder, der weniger als 90 % bei PSM I oder PSM II erzielte, wird die Prüfung als sehr schwer empfinden.

Willst du die Prüfung schaffen, dann musst du Scrum-Denker-Antworten geben.

Hierfür gibt es erstmal kein Patentrezept.

In acht PSM-III-Prüfungen hat sich für mich aber dieses Vorgehen bewährt:

Lies die Frage aufmerksam. Dann frage dich:

  • Welches der Scrum-Prinzipien (Transparenz, Überprüfung oder Anpassung) ist in dieser Situation verletzt?
  • Welcher Scrum-Wert ist in dieser Situation wenig ausgeprägt und untergräbt somit Vertrauen innerhalb des Teams und zwischen Team und Stakeholdern?
  • Was sind die Auswirkungen dieser Situation auf den Erfolg des Teams? Wird die Fähigkeit zum Selbstmanagement des Teams eingeschränkt? Steigt das finanzielle Risiko für das Unternehmen? Kommt das Unternehmen seiner Verpflichtung gegenüber den Kunden nicht nach?

Nutze deine Erfahrung: 

  • Was hast du in ähnlichen Situationen unternommen, um dem Team zu helfen?
  • Was hast du in ähnlichen Situationen unternommen, das dem Team nicht geholfen hat? Was waren die Auswirkungen davon auf das Unternehmen und die Kunden?
  • Unter allen möglichen Verbesserungen: Was kann sich das Scrum Team oder der Scrum Master im Team jetzt nicht mehr leisten?

Formuliere deine Antwort: Nun – erst zum Schluss – formulierst du deine Antwort. Die Zeit ist knapp. Du kannst nicht erst alles hinschreiben und dann auswählen. Beachte deshalb diese Reihenfolge:

Erst denken, dann schreiben.

Lass dich beim Schreiben von deiner Erfahrung leiten, argumentiere allerdings immer aus der Sichtweise des Scrum Guides.

Lass uns die drei Schritte mit einem Beispiel konkret machen:

Hier eine fiktive Frage zur Veranschaulichung:

„Du bist seit Längerem Scrum Master in einem Scrum Team. Das erreicht nicht regelmäßig seine Sprintziele. Regelmäßig werden nicht alle Einträge des Sprint-Backlogs wirklich fertig. Für die Entwickler stellt dies aber kein Problem dar, sie arbeiten einfach im nächsten Sprint daran weiter, bis der Eintrag fertig ist und alle Kriterien der „Definition of Done“ erfüllt sind.

Was würdest du in dieser Situation unternehmen?“

Ein Scrum-Guide-Kenner könnte so antworten:

„Laut Scrum Guide ist jedes Sprintziel ein Commitment, das Teil des Sprint-Backlogs ist. Das Sprint-Backlog besteht aus dem Sprintziel, den ausgewählten Product-Backlog-Items und einem Plan, wie diese umgesetzt werden. Wenn das Team regelmäßig sein Sprintziel nicht erreicht, sollte in der Sprint-Retrospektive die Ursache dafür untersucht werden.“

Typisch für einen Scrum-Veteranen wäre eine solche Antwort:

„In meiner Erfahrung ist das Nichterreichen von Sprintzielen oft ein Zeichen dafür, dass das Team die Arbeit überschätzt oder zu viele unklare Backlog-Einträge auswählt. Ich würde zuerst gemeinsam mit dem Team in der Retrospektive analysieren, warum das passiert: Liegt es an fehlender Klarheit über das „Done“? Oder an Abhängigkeiten außerhalb des Teams? Ich würde dann mit dem Product-Owner und den Entwicklern daran arbeiten, wie wir die Planung realistischer gestalten könnten. Vielleicht wäre auch ein Burn-down-Diagramm hilfreich.“

Ein Scrum Master, der über diese Situation reflektiert hat, könnte argumentieren:

„Als Team müssen wir offen und ehrlich sein: Durch unfertige Product-Backlog-Einträge am Ende des Sprints entsteht Verschwendung. Es wurde Zeit in Arbeit investiert, aus der sich noch kein Wert schöpfen lässt. Das Nichterreichen des Sprintziels macht diese Verschwendung transparent.
Ich würde dem Team helfen, das Daily Scrum und die Limitierung von ‚Work in Progress‘ bewusster zu nutzen – um den Fortschritt zur Erreichung des Sprintziels häufiger zu prüfen.“

Aus meiner Sicht sind alle drei Antworten nicht schlecht. Sie zeigen aber klar die unterschiedlichen Stufen, in denen sich Scrum Master auf ihrem Karriereweg befinden. Und:

Jemand, der die „Professional Scrum Master III“-Prüfung bestanden hat, demonstriert, dass er die letzte Stufe erreicht hat.

Aus meiner Erfahrung machen Scrum Master den Schritt vom Scrum-Veteranen zum Scrum-Denker, indem sie üben, Fragen zu beantworten, und indem sie von anderen Scrum Mastern Feedback suchen, um die Frage beim nächsten Mal noch besser auf den Punkt zu beantworten.

Ich will ehrlich mit dir sein:

Dieser Prozess kann sehr frustrierend sein.

Damit die Vorbereitung für dich nicht so wird, haben Marc und ich das PSM-3-Bootcamp ins Leben gerufen. Du findest es hier.

 


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